Apotheken im Würgegriff von Politik und Krankenkassen
Ausgaben, die in großen Teilen die ca. 100 Krankenkassen selbst verursachen wie z.B. 14 Monatsgehälter für Mitarbeiter/innen, enorme Kosten bei der Bezahlung von Hunderten von Vorstandsposten, Werbeausgaben für Sportveranstaltungen, um nur einige zu nennen. In dem neuen Gesetz soll der sog. Kassenabschlag, den die Apotheken den Krankenkassen pro Arzneimittelpackung als Rabatt gewähren müssen, von 1,77 auf 2 Euro erhöht werden.
Daniela Hänel, 1. Vorsitzende der Freien Apothekerschaft: „23 Cent pro Packung mag für den ein oder anderen Unbeteiligten gering klingen, für einen großen Teil der Apotheken kann das allerdings existenziell sein. Es wird hier auch wieder einmal von der Politik total ignoriert, dass die Apotheken seit fast zwei Jahrzehnten komplett von der Inflationsrate abgekoppelt wurden, d.h. dass wir beim Packungshonorar für die Abgabe eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels jetzt schon mit ca. 13 Euro vergütet werden müssten. Davon sind wir Lichtjahre entfernt. Hinzu kommt, dass den Apotheken im Laufe der Jahre Unmengen an Dienstleistungen von der Politik und den Krankenkassen aufgebürdet wurden, ohne dass dafür eine Vergütung erfolgt wie z.B. die Überprüfung der Arzneimittel durch Securpharm, die Kontrolle der ärztlichen Gebrauchsanweisung und vieles mehr.“
Daniela Hänel weiter: „Es hat für uns den Anschein, als ob die politisch Verantwortlichen und die GKV die Arbeit und die Verantwortung der Apotheken für die Versicherten überhaupt nicht kennen, ja sie geradezu ignorieren, wohl wissend, dass es für eine Erhöhung des Kassenabschlags überhaupt keine Argumente gibt. Das ist diskriminierend, und viele Apotheken werden das nicht überleben. Aber offensichtlich sind der Politik und den Krankenkassen die Versicherten hinsichtlich der Versorgungssicherheit in Deutschland egal.“
Denn auch die Apotheken leiden unter der jetzigen Inflation, den Kostensteigerungen im Energiebereich, unter den Tariferhöhungen, der Erhöhung des Mindestlohns, den Rabattkürzungen der Pharmaindustrie und des pharmazeutischen Großhandels. Alle Beteiligten der Lieferkette können ihre gestiegenen Kosten an die Apotheken weitergeben, nur die Apotheken müssen am Ende dieser Kette sämtliche Kosten tragen und können diese nicht auf die Packungen umlegen, da ca. 80% der verkauften Packungen, nämlich die verschreibungspflichtigen Arzneimittel für die Versicherten, staatlich festgelegt sind. Ein Dilemma, das schnellstens von der Politik geändert werden muss.
Daniela Hänel: "Die Freie Apothekerschaft fordert daher den Bundesgesundheitsminister auf, den Kassenabschlag deutlich zu senken. Den Krankenkassen einen Rabatt von annähernd 25% zu gewähren, ist nicht mehr zu vertreten. Weiterhin verdient der Staat schon ab einem Verkaufspreis eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels zu Lasten der GKV in Höhe von 39,00 Euro an der Mehrwertsteuer mehr als die Apotheke. Die sehr speziellen und in vielen Punkten nicht einzusehenden Lieferverträge zwischen dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung und den Apotheken gehören in die Hände des Wirtschaftsministeriums, denn das Diktat der GKV ist nicht mehr hinnehmbar."
Im Zuge des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes hat sich der Vorstand der Freien Apothekerschaft in den letzten Tagen mit dem Vorstand der IG MED, der Interessengemeinschaft Medizin e. V., ausgetauscht und gemeinsame Aktionen verabredet. So wird ein erster Brandbrief an den Bundesgesundheitsminister und die Mitglieder des Gesundheitsausschusses versendet.
Zum Weiterlesen:
https://www.ig-med.de
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/03/15/bmg-will-apothekenabschlag-von-1-77-auf-2-euro-erhoehen
https://www.bpi.de/de/nachrichten/detail/gkv-finanzierungsgesetz-massnahmen-aktuell-nicht-zu-verantworten-versorgungsrisiken-drohen-akut
https://www.abda.de/aktuelles-und-presse/zdf/
Quelle: Pressemitteilung der Freien Apothekerschaft, dem unabhängigen Zusammenschluss von selbstständigen Apothekerinnen und Apothekern
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